Die Ausstellung KABINETT versammelt Fotografie, Malerei und Installation und kursiert um die Begriffe Original, Kopie, Simulation und Verführung. Die Klanginstallation VERLÄNGERTES KLAVIER (Brigitta Romano & Pierre Berthet) visualisiert Sound und ermöglicht Interaktion mit dem Besucher.

Exemplarisch für das theoretische Arsenal dieses Projektes ist die Gegenüberstellung der Arbeiten GARDEROBE und ERSTE KOPIE. GARDEROBE erscheint zunächst wie ein Readymade. Der Blick verführt, diese Annahme zu treffen, denn tatsächlich drängt sich die Ähnlichkeit zu einem Möbelstück geradezu auf. Bereits hier - im Begriff der Verführung - kristallisiert sich die Nähe zum Readymade. Der zweite Blick verrät: Der Gegenstand GARDEROBE kommt nicht wirklich aus dem Alltag (der Dinge). Er ist vielmehr das Produkt eines langwierigen artifiziellen Herstellungsprozesses. Alles Bildhafte scheint daraus verschwunden. Übrig geblieben ist ein Gebilde aus Rahmen, die nichts beinhalten. Die Frage stellt sich, handelt es sich um einen Affront gegen die Avantgarden des 20. Jahrhunderts und deren exzessive Beanspruchung des Negativen? Oder ist es der Versuch einer symbolischen Rückkehr zu einem Anfang?

Die_fotografische Arbeit ERSTE KOPIE stellt sich als Versuch an die Seite, diesen "authentischen" Schritt zu dokumentieren und in den Diskurs sogleich wieder - als Motiv der Gleichursprünglichkeit - zu inkludieren. Im Herrschaftsdiskurs macht dieses vermeintlich erste Abbild GARDEROBE die prononcierte Stellung streitig. Das Reale wird in diverse Bedeutungsspektren des Simulativen aufgefaltet. Keine Bedeutung ist sicher. Weder hinsichtlich seiner Rolle im Diskurs noch seiner vermeintlich authentischen Aussage. Im Gegensatz zum wissenschaftlichen Kabinett des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts, das exklusiv an einer "authentischen Wahrheit" interessiert war, versucht sich dieses Kabinett offenbar am Negativ des Negativen.

// Einführung