Belletristik

DIE REISE DES VICTOR HELLENWEGE
ROMAN
unveröffentlicht
 "Es ist paradox. In den achtzehn Monaten, die seit dem Unfall meines Onkels Victor vergangen sind, habe ich ihn viel öfter gesehen als in all den Jahren zuvor. Das mag daran liegen, dass ich mich von einem verflixten Girl in eine junge Frau verwandelt habe. Ich bin nicht mehr das Mädchen, das auf Schößen Platz findet und darauf wartet, gekitzelt zu werden. Elitedame Madeleine zählt inzwischen zwanzig Lenze, ist redaktioneller Rundenläufer bei einem privaten Fernsehsender und fühlt sich erwachsen – erwachsen genug, um ihrem Onkel Paroli zu bieten. Allerdings macht die Self Made-Generierung nicht ungültig, dass Momi mich dazu angehalten hat, ihn zu besuchen. Zwar hat sie niemals verlangt, ihrem Wunsch einmal pro Woche nachzukommen, das wäre mehr gewesen, als sie glaubte von mir erwarten zu können. Doch bin ich in dieser Zeit gereift und um Mondlängen über mich hinausgewachsen. Dabei ist es verrückt, denn ausgerechnet Victors Schweigen verschaffte mir Zugang zu Büchern, für die es mir anfangs schwer fiel Interesse aufzubringen. Bis ich entdeckte, dass mit dieser Art von Unterhaltung seiner Bettlägerigkeit sehr viel besser beizukommen war, als wenn ich, ein porzellanblasses Mädchen, trostlos neben ihm gesessen und unaufhörlich Tränen des Mitleids vergossen hätte. Aber das ist noch nicht alles. Nur zu gut erinnere ich mich an die Unkenrufe meiner Mutter, an die grenzenlose Empörung über einen Mann, der angeblich ein soziales Spalterdasein führte und in der Bibliotheksgruft, die er in seinem Kopf mit sich herum trug, noch versauerte. Dieser Mann, ihr Bruder, sei ein 'Apokalypsereiter'. "

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Auf Bitte ihrer Mutter geht Madeleine regelmäßig ihren Onkel im Krankenhaus besuchen, um ihm vorzulesen. Nach einem bizarren Sturz ist er nahezu bewegungsunfähig und kaum noch imstande zu sprechen. Über Zeichen gibt er ihr zu verstehen, nach welcher Lektüre es ihm verlangt. Madeleine glaubt Gutes zu tun und ihren Onkel gegen die Verdächtigungen ihrer Mutter in Schutz nehmen zu müssen. Doch tatsächlich ist er ein Zyniker und ausgemachter Demokratiefeind, der die Epoche des kaiserlichen Deutschlands um die Jahrhundertwende zu seinem favorisierten historischen Bezugspunkt auserwählt hat. Über die Stationen Barcelona, Oostende und Paris unternimmt er im Kopf eine aberwitzige Reise ins ehemalige Kolonialgebiet Deutsch-Südwest, um zum Mörder zu werden.


Der zutiefst politische und provokative Roman verwendet Realquellen und jongliert fiktional mit verschiedenen Zeitebenen.


Das Manuskript umfasst ca. 300 Seiten
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